Letzte Aktualisierung:
10.04.2009 11:15

Nachricht an
Michael Neunhöffer

Historie 2

WILHELM OETTINGER †
1972 Blätter für württembergische Kirchengeschichte, Chr. Schäufele Verlag, Stuttgart
(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung seiner Witwe Hildegard Oettinger, Bamberg)

Pfarrerschicksale in der Zeit der Reformation und Gegenreformation

Die Familie des Exulanten Johann Neunhöfer,
Pfarrer In Dörrenzimmern

Mainfranken im 16. und 17. Jahrhundert

Der Humanismus in Mainfranken

Der Humanismus fand in den beiden Hochstiften am Main Würzburg und Bamberg frühzeitig Eingang, zunächst besonders - vom nahen Nürnberg befruchtet - in Bamberg, wo sich der Domherr Albrecht von Eyb1 durch reiche Menschenkenntnis und grosse Belesenheit auszeichnete. Als Verfasser vieler Schriften, in denen er mittelalterliche Lebensgestaltung mit dem Geist des Humanismus in Einklang zu bringen suchte, und Übersetzer mehrerer Lustspiele aus dem Lateinischen und Italienischen geholte er auch zu denen, die die deutsche gehobene Sprache zu einem brauchbaren, schmiegsamen Werkzeug der Gedankenmitteilung machten. In der Bischofsresidenz am Obermain setzte sich auch der Domscholaster Leonhard von Egloffstein um die Jahrhundertwende in Schrift und Amt für das Studium humanistischer Fächer neben den „Heiligen Wissenschaften" ein, und Fürstbischof Georg III. Graf und Semperfreier Erbschenk von Limburg2 förderte einheimische und Nürnberger Humanisten und Künstler, liess sein Bild von Albrecht Dürer und sein Epitaph von Loy Hering aus Eichstätt anfertigen. Bei ihm weilte mehrmals Ulrich von Hütten. Hofmeister an Georgs Hof war der eifrige Förderer der Reformation Johann von Schwarzenberg, der Schöpfer der „Peinlichen Halsgerichtsordnung", die die Grundlage bildete für die gleichlautende Rechtsordnung Karls V.
Würzburg wurde vom Humanismus in seiner späteren Phase, etwa zwischen 1560 und 1580, erfasst. Die Metropole am mittleren Main war in dieser Zeit „eine Hochburg humanistischer literarischer Bestrebungen"3 in diesem Sinne wirkten die Domkanoniker - teilweise spätere Bischöfe - Erasmus Neunstetter, Egolf von Knöringen, Daniel Stiebar, Neidhardt von Thüngen, Georg von Werdenstein u. a. Sie verbanden »Religiosität mit dem Bildungserlebnis des Späthumanismus: vir pius et doctus simul".4 Vom Geiste dieses Humanismus waren auch die Schulgründungen getragen, ritterliche, fürstliche, aber auch bischöfliche - meist von Orden geleitet und betreut -, die nun nicht mehr nur die theologischen Studien pflegten. In der Hand der Bischöfe wurden sie an wichtigen Hebeln der Gegenreformation.

Reformation und Gegenreformation im Hochstift Bamberg

Durch die Aufgeschlossenheit der Humanisten für freiheitliche Bestrebten wurden der Lehre Luthers in den führenden Kreisen des Bistums Bamberg alle Türen geöffnet. Fürstbischof Weigand von Redwitz5 war während seiner ungewöhnlich langen Regierungszeit in den entscheidenden Jahrzehnten zwar nicht gewillt die neue Lehre zur Herrschaft kommen zu lassen, und meinte feststellen zu können, dass die katholische Lehre erhalten blieb, „wue ich die geistliche und weltliche obrigkeit bey einander hab".6 Aber bald waren über hundert Pfarreien vom Bistum losgerissen, kaum die gleiche Zahl blieb ihm erhalten, Massnahmen gegen abtrünnige Geistliche, wie Verwarnungen, Amtsenthebungen, Inhaftierungen, Ausweisungen blieben fast wirkungslos. Der alternde Bischof war der schwierigen Aufgabe nicht gewachsen, die Diözese durch die immer stärker werdenden Stürme der Reformation hindurchzusteuern, die mit voller Kraft über sein Bistum brandeten. Noch weniger konnte dies sein Nachfolger Georg Fuchs von Rügheim in seiner kurzen Regierungszeit7 Fürstbischof Veit II von Würtzburg,8 der durch seinen anstössigen Lebenswandel vorbelastet war und nur auf Drängen des reformeifrigen Würzburger Bischofs Friedrich von Wirsberg Priester- und Bischofsweihe empfing, zeigte schliesslich guten Willen, das Hochstift der alten Lehre als geistliches Fürstentum zu erhalten und berief u.a. zu intensiverer geistlicher Betreuung des Volkes die Jesuiten nach Forchheim. Die Rückgewinnung protestantisch gewordener Gebiete gelang jedoch nicht, vielmehr wurde in den ritterschaftlichen Pfarreien weiterhin das evangelische Bekenntnis eingeführt. Ohne beachtliche Änderung blieb die zweifelhafte, ja verzweifelte Lage der Diözese unter den Fürstbischöfen Georg L Zobel von Giebelstadt9 und Martin vonEyb.10
Erst der noch nicht dreissigjährige Ernst von Mengersdorf11 fasste die kirchliche Reform entschieden an, bemühte sich um die Hebung des religiösen Lebens, um verbesserte Ausbildung des Klerus durch Gründung des Priesterseminars am Karmelitenkloster, durch energische Weisungen an die Seelsorger und zielbewußte Regierungsverordnungen. Fürstbischof Neidhardt von Thüngen,12 vorher Domprobst in Würzburg, führte in Übereinstimmung mit dem dortigen Fürstbischof Julius Echter nun auch hier tatkräftig Reformen durch, so dass sogar Rekatholisierungsbestrebungen in den Gebieten evangelisch gewordener Grundherren gute Fortschritte machten. Alle seitherigen gegenreformatorischen Bemühungen und Massnahmen brachen jedoch unter Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel13 wieder zusammen. Bei ihm vereinigten sich ein ungebundener, für einen katholischen Kirchenfürsten unwürdiger Lebenswandel mit dem ehrgeizigen Streben nach Macht. Durch diplomatische Schliche, irreführende, falsche und scheinheilige Berichte an die Kurie suchte er persönliche Zwecke zu erreichen. So erhielt er die päpstliche Bestätigung, obwohl er nur die Subdiakonatsweihe besass, in gleicher Weise die kaiserliche, die er beide sehr geschickt, sich auf seine fürstlichen Machtmittel stützend für sich auszunützen verstand. Für das katholische Bamberg bestand die äusserste Gefahr, dass es zu einem erblichen protestantischen Fürstentum wurde, so dass die katholische Partei den kanonischen Prozess gegen ihn forderte, vor dessen Eröffnung er einer pestähnlichen Krankheit erlag.
Die folgende Wahl fiel dann auch verständlicherweise einmütig auf den Vertreter des katholischen Lagers, der bei einem Alter von 34 Jahren alle Voraussetzungen für einen Oberhirten mitbrachte, auf den Bamberger und Würzburger Domherrn, Propst im Stift Haug und Comburg, Johann Gottfried von Aschhausen.14 In ihm sollten sich alle Hoffnungen des Würzburger Nachbarbischofs Julius Echter und der katholisch-konservativen Kreise erfüllen. Er zeichnete sich durch eine vorzügliche theologische und juristische Bildung, durch untadeligen Charakter und würdige Lebensführung, durch geistige Wendigkeit und disziplinierte Regententätigkeit ebenso aus, wie durch unerschütterliche Treue zum Kaiser und zur Kirche. Durch tatkräftige, gezielte und gezügelte Massnahmen und persönlichen Einsatz - gleich Julius Echter - hob er Bildung und Sittenstand des Klerus und die Funktionstüchtigkeit des vielschichtigen Verwaltungsapparates unter Heranziehung leistungsfähiger Beamter. 1610 berief er die Jesuiten in die Bischofsstadt und übergab ihnen bald das Priesterseminar, um den geistlichen Nachwuchs quantitativ und qualitativ zu verbessern. Als 1617 Julius Echter in Würzburg starb, wurde er auch dort dessen würdiger Nachfolger, so dass er erstmals beide Mainbistümer mit einem Gebiet vom Neckar bis zum Fichtelgebirge, von der Fürstabtei Fulda bis zum Bistum Regensburg in einer Hand vereinigte, zu dem ausserdem - bis 1759 - die uralten Bamberger Besitzungen in Kärnten gehörten.
Für die Reformation in den Gebieten, die lediglich der geistlichen Jurisdiktion des Bischofs von Bamberg unterstanden, waren die Vorgänge in der Reichsstadt Nürnberg bezeichnend, in der sich der Übergang zur Lehre Luthers rasch, ganz entschieden und auf Dauer, trotzdem aber nicht überstürzt und vor allem - zum Glück für die Kunstgeschichte Frankens - nicht in der Form eines radikalen Bildersturms etwa ab 1520 vollzog.15 Ähnlich erfolgte die Annahme der neuen Lehre in den Markgrafschaften Ansbach-Bayreuth-Kulmbach. Verschiedene Ritter- und Adelsgeschlechter konnten im Zusammenhang mit der Reformation Patronatsrechte, die Kirchenhoheit und das Verfügungsrecht über das Kirchengut erlangen.

Reformation und Gegenreformation im Hochstift Würzburg

Beide Bewegungen verliefen trotz grundsätzlicher Übereinstimmung in den beiden Mainbistümern im einzelnen durchaus nicht gleichlaufend. Wenn auch bedenkliche Nachrichten über den Fortbestand des Katholizismus in der Diözese Würzburg immer wieder zu vermerken sind, so war die Lage hier doch nie so kritisch wie in der Nachbardiözese Bamberg. Man könnte fast versucht sein, bei der über 250 Jahre älteren Gründung des Heiligen Bonifatius am mittleren Main eine konservativere Grundhaltung zu sehen. Früher und eindringlicher jedenfalls erkannte man hier die Gefahren der mächtigen Bedrohung für die alte Kirche. Hinzu kommt aber zweifellos, dass die weniger skandalöse, ja meist saubere Lebensführung der Oberhirten es ihnen ermöglichte, mit grösserer Autorität überzeugender, intensiver und schneller gegen Missstände beim Klerus und gegen Nachlässigkeiten der Geistlichen in der seelsorgerischen Betreuung des Volkes vorzugehen. Ebenso setzten hier auch früher gegenreformatorische Aktionen ein, manchmal bevor andernorts die Reformation anlief. Die Bevölkerung war zudem nach den schmerzlichen Erfahrungen in den Bauernunruhen mit den Plünderungen, Brandschatzungen, Lebensgefährdungen gegenüber Neuerungen misstrauisch und zurückhaltend; keineswegs wurde hier die Reformation durchweg als echte Volksbewegung betrachtet und begrüsst. Bischof Julius Echter äusserte sogar einmal die Meinung, die allerdings mit grosser Skepsis aufzunehmen ist,  es seien wenige, die sich von der alten Leine abbringen liessen.16 Die Wahrheit dürfte jedoch zwischen dieser und einer anderen Äusserung liegen: „auch in das Bistum Würzburg war das verderbliche Luthertum geschlichen und in kürzester Zeit soweit vorgedrungen, dass von zehn Bewohnern kaum einer dem katholischen Glauben treu blieb".17
Schon bei Fürstbischof Rudolf von Scherenberg18 zeigten sich Willen und Ansatz, das Bistum kirchlich und wirtschaftlich zu reformieren, ohne dass jedoch die Reformabsichten bei Volk und Klerus tief eindrangen. Der dem Humanismus aufgeschlossene, an Kunst und Wissenschaft interessierte Lorenz von Bibra19 nahm lebhaften aktiven Anteil an der kaiserlichen Politik, sanierte die finanzielle Situation der Diözese, suchte die Allgemeinbildung der Geistlichen zu heben und förderte die religiöse der Gläubigen, traf aber bei seiner toleranten Einstellung - er empfing 1518 Luther in seiner Residenz auf dem Marienberg auf dessen Reise nach Heidelberg - keine entscheidenden Massnahmen einer kirchlich-katholischen Reform. Sehr viel mehr zeigte sich Konrad H. von Thüngen20 nicht nur als tüchtiger Regent in der Festigung des Bistums im Sinne der kaiserlichen Politik, sondern auch als geistlicher Oberhirte seines Volkes in der Erhaltung der alten Lehre und als Gegner der lutherischen Bewegung. Schon 1520 verbot er seinen Untertanen den Besuch der Universität Wittenberg; er schritt zur energischen Reform des Klerus, ging gegen Priesterehen und Konkubinate und gegen die Nachlässigkeit der Geistlichen in ihren seelsorgerischen Pflichten vor. In den Bauernwirren sicherte er sich die Unterstützung des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz durch ein Bündnis.21 Würzburg blieb von nun an das Zentrum des Katholizismus in Franken und ein Bollwerk gegen die neue Lehre, auch während der kurzen Regentschaft des weniger aktiven Fürstbischofs Konrad III. von Bibra.22
Die begonnene Ordnung in den noch unklaren religiösen und kirchlich-politischen Verhältnissen suchte Fürstbischof Melchior Zobel von Giebelstadt23 energisch zu fördern. Er hatte trotz des bischöflichen Verbotes in Wittenberg studiert, sehr wahrscheinlich bei Luther gehört und sicher seine Lehre aus nächster Nähe kennengelernt, hielt jedoch unentwegt treu zur katholischen Sache23. Aus lokal-politischen Erwägungen -heikle Finanzverhältnisse, feindliche Nachbarn - hielt er sich aus dem Schmalkaldischen Krieg heraus, duldete auch Anhänger Luthers an seinem Hof, so seinen Leibarzt Dr. Sinapius und den Rat Dr. Michael Beuther. Die kirchliche Reformation und Rekatholisierung liefen an und bildeten beachtliche Ansätze, blieben unter ihm aber noch in den Anfangen stecken. Es wandten sich vielmehr die Reichs- und andere bedeutende Städte endgültig dem Protestantismus zu, ebenso die meisten Territorialherren, auch vielfach das Volk, der Klerus und die Klosterangehörigen.25
Mit seiner strengeren Auffassung in kirchlichen Fragen und entschiedeneren Maßnahmen schlug Fürstbischof Friedrich von Wirsberg26 einen klaren, den endgültig gegenreformatorischen Kurs im Hochstift Würzburg ein und stellte damit die Weichen für die weitere Entwicklung. 1567 konnte er nach allerlei Schwierigkeiten für Söhne des Adels und Bürgertums ein Jesuitengymnasium gründen; ein Jahrzehnt später wurde es eine Hochschule mit Akademiecharakter.
Was Bischof Friedrich als treuer und pflichterfüllter Oberhirte und energischer Regent des Herzogtums Franken noch nicht verwirklichen konnte, sollte von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn27 in die Tat umgesetzt werden, als er noch nicht 30jährig 1573 gewählt wurde, im folgenden Jahr die päpstliche Konfirmation und 1575 von Kaiser Maximilian II. das Herzogtum Ostfranken zu Lehen erhielt. Julius Echters Art war vorsichtig, doch zielbewusst an die Dinge heranzugehen, dabei aber den Bogen nie zu überspannen. Taktisch geschickt erkämpfte sich der versierte Jurist gegenüber dem Domkapitel weitgehende Regierungsvollmacht und räumte rasch mit Versäumnissen der weltlichen Regierung, besonders im Finanzwesen, auf. Die Verwaltungen wurden im katholischen Sinne bereinigt, d. h. erledigte Stellen besetzte man strikte durch Katholiken. Die bereits eingeleiteten kirchlichen Reformmassnahmen setzte er umfassender, konsequenter, energischer und zielstrebiger durch. Nach langen persönlichen Visitationen durch persönlichen Einsatz, Pontifikalämter, väterlich mahnende Ansprachen, Bewirtung der Teilnehmer an den Sakramenten setzte er nach fehlgeschlagenen Bekehrungsversuchen die Machtmittel seiner weltlichen Herrschaft ein: Androhung von Strafen, Inhaftierung, Geldbussen, Vorladung in die Residenz, Zwang zum Verkauf des Besitzes, Doppelbesteuerung usw. Er erkannte und handelte in der Erkenntnis, dass für ihn als Landesherr des Herzogtums Ostfranken die Gegenreformation auch oder überwiegend ein fiskalisches Problem war; das geflügelte Wort, bei ihm gelte „Fiscus mehr als Christus44, enthielt in diesem Sinne einen Kern Wahrheit. Als einer der grössten Bauherrn Frankens dokumentierte er mit den zahlreichen Kirchenbauten im „Juliusstil, der Neugründung der Universität, dem Bau des Juliusspitals den Herrscherwillen eines Landesfürsten zugleich mit dem Anliegen des katholischen Oberhirten. Persönlich gilt von ihm: „Er ist einer der frühesten, tatkräftigsten und planmässigsten Restauratoren im katholischen Deutschland überhaupt; Julius Echter ist ein deutscher Edelmann, der an Tüchtigkeit, Charakter, Eifer für die christliche Religion, Frömmigkeit, Klugheit und Unbescholtenheit die übrigen Prälaten Deutschlands wohl übertrifft*45
In den Territorien der Grafen von Henneberg, der von Hohenlohe, der von Castell und bei den Ritter- und Adelsgeschlechtern beider Hochstifte vollzog sich fast durchweg Schritt für Schritt der Übergang zum evangelischen Glauben, zu neuen Kirchenordnungen, zur Aneignung der Patronats- und Kirchenrechte und des Kirchenbesitzes durch die jeweilige Herrschaft. Ebenso erfolgte gleichzeitig, besonders in den Städten, die Auflösung vieler Männer- und Frauenklöster durch Austritte, mangelnden Nachwuchs, Tod der Insassen, aber auch mit Hilfe mancher Druckmittel, so dass es vor dem totalen Zusammenbruch für das katholische Mainfranken noch ein Glücksfall war, dass auf Julius Echter 1617 mit Johann Gottfried von Aschhausen ein gleichbedeutender Kirchenfürst folgte, der die bereits Tradition gewordene Würzburger Gegenreformation aufgriff und mit aller Tatkraft wohlüberlegt fortsetzte. Der Kampf der beiden gegenpoligen Mächte, die sich als Reformation und Gegenreformation formiert hatten und sich all 1608/1609 in den Bündnissen von Union und Liga weiter versteiften, kam in Mainfranken unter Bischof Johann Gottfried in rein kirchlichen und religiösen Fragen zu einem gewissen Abschluss. Die gewaltige Erosion im Gefolge der Reformation hatte die weltlichen und geistlichen Einflussbereiche der alten Kirche in Mainfranken stark eingeschränkt. Die Koexistenz war zur vorläufigen Lösung geworden; sie wurde im Westfälischen Frieden in der juristischen und faktischen vollen Gleichstellung beider Bekenntnisse zur Überleitung in die neuere Zeit.

Die Familie Neunhöfer

Stammheimat und Stammvater der Neunhöfer

In dem kleinen Mainstädtchen Haßfurt wurde im Jahre 1514 in das Bügeraufnahmebuch eingetragen: „Petter Newnhoffer, Gerber".29 Am 1. Januar 1534 wird ihm sein Sohn Caspar geboren, der mit 15 Jahren in das nahegelegene Benediktinerkloster Theres als Novize eintritt.30

Caspar Neunhöfer, Benediktinerprior und evangelischer Pfarrherr

Der Handwerkersohn Caspar aus Haßfurt erhielt 1552 Tonsur und Minores, im folgenden Jahr das Subdiakonat, 1554 das Diakonat und die Priesterweihe; er ist einer der in Würzburg ordinierten Benediktinermönche.31 Sein Abt war Johannes Schüßler, der ebenfalls - wie drei weitere Äbte - aus Haßfurt stammte. Über Kloster Theres war um 1560 eine bedenkliche Krise hereingebrochen; Abt Johannes, Prior Caspar Neunhöfer und ein Conventuale wurden mehrmals vor Fürstbischof Friedrich von Wirsberg nach Würzburg geladen, um sich für die Missstände und die erfolgten Austritte zu verantworten und die Abgefallenen wieder zur Kirche zurückzuführen. Die Lehre Luthers erfasste jedoch gerade jetzt auch die Klosterinsassen, so dass weitere Austritte in Theres erfolgten, auch die des jungen Priors Caspar Neunhöfer. Nachträglich wird kaum mehr eine Erklärung zu finden sein, in welcher Reihenfolge nunmehr die schicksalhaften Ereignisse abliefen. Jedenfalls ist in der vorbildlich geführten Pfarrmatrikel des ansbachschen Städtchens Prichsenstadt im westlichen Steigerwaldvorland der Eintrag zu lesen: „Caspar Neünhöffer, gewesener Prior zu Thereß, Elisabeth Crafftin Im 1564. Jahr“.32a Die Taufmatrikel dieser Pfarrei weist folgendes aus:
„Caspar Caspari Neünhöfer, gewesener Prior zu Thereß, angehenden Pfarrers zu Kirchschönbach, Sohn, ist getauft nach christlicher Ordnung Dnca 4. Adventus dni dass 1564. Jhar, der gevatter Bonifacius Coronae diaconus".32b Dem Austritt des ehemaligen Priors im Benediktinerkloster Thereß folgten also noch im gleichen Jahre die weiteren familiengeschichtlich bedeutungsvollen Ereignisse: Verehelichung mit Elisabeth Crafftin; Eheschluß in Prichsenstadt; Geburt des ältesten Sohnes Caspar - wahrscheinlich in Prichsenstadt —, der kurz vor Weihnachten in dieser Pfarrkirche evangelisch getauft wird. Taufe und der Vermerk „angehender Pfarrer zu (evangel.) Kirchschönbach“ ergeben mit Sicherheit, dass der „gewesene Prior" ausdrücklich zur Lehre Luthers übergetreten ist. Der Name „Crafft" kommt in Haßfurt und Umgebung und im westlichen Steigerwald ab und zu vor. Doch kann mangels weiterer Angaben weder auf eine Herkunft der Pfarrersfrau aus dem Heimatort ihres Gemahls noch auf eine Verwandtschaft in Prichsenstadt geschlossen werden. Ebenso lässt sich ein späterer Nachfolger des Pfarrers Neunhöfer in Kirchschönbach namens Albrecht Craft als Verwandter seiner Frau nicht nachweisen. Eheschliessung und Taufe des ersten Kindes in Prichsenstadt sind ebensowenig ein Beweis für die etwaige Annahme, der ausgetretene Prior hätte hier mit Unterstützung der Verwandtschaft ersten Fuss gefasst. Sicher, nach Haßfurt konnte er nicht gut zurückkehren. Prichsenstadt aber bot sich für ihn allein schon deshalb ab erster Aufenthalt nach seiner Klosterzeit an, weil es - 1528 protestantisch geworden - bereits seit Jahrzehnten hilfsbereiter Zufluchtsort für heimatvertriebene Protestanten der Umgebung, unter dem Schutz des Ansbacher Markgrafen und dem Zugriff des Würzburger Bischofs entzogen, in materiellen und geistigen Nöten war. So befanden sich um 1586 hier neben anderen Exulanten 16 Bürger aus Gerolzhofen, von dem in jenen Jahren 73 Vertriebene ermittelt wurden.33
In seiner evangelischen Pfarrei Kirchschönbach amtierte Caspar Neunhöfer rund 21 Jahre, bis er um 1585 krankheitshalber seinen Dienst aufgeben musste, und verbringt dann noch etwa die gleiche Zeit im Ruhestand; er stirbt am 1. März 1607 - wahrscheinlich in der Nachbarschaft - und muss mit ansehen, wie seine alte Pfarrgemeinde „wieder ganz der alten Lehre zufiel“.34 Dem Hochfürstlich-brandenburgischen Pfarrer M. Joh. Groß zu Markt Bergel ist der „nach alter Art" selbstverfasste Text auf dem Epitaph Seniors Caspar Neunhöfer zu verdanken, (obwohl der Stein leider nicht mehr aufzufinden ist,) da der verdienstvolle Verfasser des „Lexicons"35 diejenigen nicht ausschliessen wollte, „die nicht gleich anfangs in den Schafstall der Christlichen Kirche haben eintreten können, die Herde Christi zu weiden“: Hierunter steh ich abgemalt / Caspar Neunhöfer grau und alt / geborn zu Haßfurt in der Stadt / als man gezählet hat / fünfzehnhundertdreißigvier Jahr / am Neuen Jahrstag sag fürwahr. / Hab gelebet unter Eltern Gewalt / fünfzehn Jahr in armer Gestalt / soviel Jahr im dosier Thöres ich / dem Papst gedient vergebenlich. / Valedicirt aber gar bald / dem Dienst desselben solcher Gestalt: / ich tat bekennen Christum frei/ wie der Papst ihm zuwider sei / tat mich vom ehelosen Leben / in den heiligen Ehestand begeben / mit Elisabeth der Hausfrau mein / die nun mein eigen sollte sein / mit ihr hab ich gelebt in der Eh / vierzigdrei Jahr nicht ohne Weh / acht Kindlein mit ihr zielet hab / die nahm ich auf als Gottes Gab / deren drei sind noch am Leben / fünf hab ich Gott wiedergeben. / Sein Wort hab ich gepredigt rein / einundzwanzig Jahr der Gemein / ohn Dienst hab ich auch soviel Zeit / zubracht wegen Leibsblödigkeit / also mein Leben gewähret hat / siebzigdrei Jahr bis ich wart satt l wann ich werd aufgelöst werden / mit Paulo auf dieser Erden / und mit dem alten Simeon / hin fahre zu des Himmels Thron / der aus Gnaden mit bereitet ist / durch unsern Herrn Jesum Christ. /
In der Heimat der Pfarrersfamilie Neunhöfer mit den acht Kindern zu Kirchschönbach sieht man das gewalttätige Verlangen des Bischofs (Julius Echter) noch vor Ende des Jahrhunderts. Ende 1596 stirbt dort Pfarrer Albrecht Craft. Er ist der letzte lutherische. Auf Betreiben des Bischofs muss der römische Edelmann (-katholische) von Kirchschönbach, Amtmann Georg von Wichsenstein zu Schlüsselfeld, Thüngfeld und Pröhdorf 1597 einen päpstlichen Meßpfaffen, Valentinus Fleischmann, berufen.36 Zwar sieht Markgraf Georg Friedrich von Ansbach nicht untätig zu, sondern sendet für seine eigenen und Kitzingischen Untertanen und andere Protestanten einen evangelischen Verweser, Nikolaus Herrmann, welcher auch wieder Gottesdienst hält, so dass es sogar zu gegenseitigen Gewalttätigkeiten kommt, bei welchen die Oberschwarzacher den Bischöflichen, die Prichsenstädter den Markgräflichen helfen. Aber alle Aussichten für die Protestanten schwinden, als der Bruder des Bischofs, Valentinus Echter, in den Besitz von Kirchschönbach kommt. Doch bleiben die meisten Gemeindemitglieder bei ihrem lutherischen Glauben und leben danach; sie schliessen sich an die Gemeinde Prichsenstadt an, welche sie willig in ihre Kirche aufnehmen, lassen dort taufen und beerdigen und auch trauen, so vier Jahrzehnte hindurch. Ein Versuch Ansbachs, die Pfarrei beim nächsten Erledigungsfalle 1606 wieder für die evangelische Kirche zurückzugewinnen, blieb mangels aller Rechtsgrundlagen ergebnislos.39

Caspar Neunhöfer, Kaiserlicher Notar und fürstbischöflicher Hofbeamter

Der älteste Sohn der Pfarrersfamilie in Kirchschönbach Caspar hat seine Jugendjahre sicher im dortigen Pfarrhaus verbracht und wurde wohl vom Vater oder in einer auswärtigen Lateinschule auf das Studium vorbereitet. Mit 18 Jahren wurde er in die Matrikel der „stockprotestantischen“ württembergiscben Landesuniversität Tübingen am 30. Juli 1582 eingetragen: „Caspar Neunhöfer aus Briehestatt“.40
Hier oblag er dem Studium der Rechtswissenschaft. 1595 bestätigt er ab Kaiserlicher Notar zu Merchingen den Herren von Aschhausen „etliche Gerechtsame zu Merchingen, Krautheim, Aßmannstatt, Obern- und Undern Günßbach“.41 Am 22. Oktober beurkundet er ein Zeugenverhör mit Hans Georg und Hans Reinhard von Berlichingen sowie dem kurmainzischen Hofmeister Ambrosius Brosamer wegen Frondiensten, die von Einwohnern aus Ruchsen, Oinhausen, Korb und Unterkessach an die Ganerben zu Widdern zu leisten sind.42 Im Jahre 1625 fertigt er an und beglaubigt ein „Stammregister derer von Aschhausen, der woledlen vielehrntugentsamen Frau Catharina Reneha von Aschhausen zum glückseligen Neuen Jahr verehrt durch Hanß Peter von Straubinc Factor Das ist Caspar Neunhöfer B. Notarius“.43
Die auffallend gute Bekanntschaft mit den Aschhausen erhält im Jahre 1609 einen neuen Aspekt. Das bedeutendste Mitglied der Familie, Johann Gottfried, wird in diesem Jahre zum Fürstbischof von Bamberg erwählt, Caspar Neunhöfer aber wird an dessen Hof als Verwaltungsbeamter angestellt. In dem Bestallungsbrief von 1610, aufstellt von Vogt Georg Schadt in Memmelsdorf, wird er zum „Stiffts Urbarien Renovator mit 150 fl Besoldung und Cost, 12 fl für Hofschlag, 20 Sra Korn“ ernannt,44 ab 1622 erscheint er als „Cammer Registrator“. Weitere bedeutsame Angaben finden sich in den „Stadt Wochenstuben Rechnungen45: „Frau Maria Elisabeth Stangenbergerin, Wittib, erhält mit Bewilligung auf Verzinsung an Martini 1619 - Rückzahlung an Martini 1622 - 200 fl geliehen.“45 Sie hatte als Tochter des fürstlichen Rates Dr. Caspar Biber und dessen Gemahlin Catharina am 5. Oktober 1609 Dr. jur. Georg Sigismund Stangenberger geheiratet, den Sohn des 1601 verstorbenen Distributors des Domkapitels Hieronymus Stangenberger. Ihr Gemahl war am 15. April 1616 verstorben.46 An Martini 1620 nun zahlt den Jahreszins für 200 fl Hauptsumme 10 fl „Herr Caspar Neunhöfer, fürstlich-bambergischer Registrator als Frau Maria Elisabeth Stangenbergerin ehelicher Haußwirth alhier".47 Er bezahlt auch in den folgenden Jahren den Zins für das Darlehen, das er pünktlich am Verfalltag Martini 1622 zurückerstattet. Wenn nicht bereits bei seiner Ankunft in Bamberg durch etwaige persönliche Beziehungen zu Bischof Johann Gottfried - er könnte z. B. nach seinem Studium Hauslehrer in der kinderreichen Familie der Eltern des Bischofs gewesen sein - oder durch sein Amt am fürstbischöflichen Hof kommt jetzt Caspar Neunhöfer durch seine Heirat in den Kreis der Honoratioren der Residenz. Dem Ehepaar Neunhöfer wird am 4. September 1622 eine Tochter geboren. „Neunhöfer Catharina Elisabeth, Vater: Neunhöfer Caspar, Mutter: Maria Elisabeth“.48 Bei Geburt dieses einzig nachweisbaren Kindes ist Caspar Neunhöfer 58 Jahre alt. — Aus der letzten archivalischen Notiz, die zu ermitteln war, ergibt sich die Zeit seines Todes: 37 fl 4 Ib 6 d Caspar Neunhöfer Cammerregistratoren hinterlassene Witib für dreivierteljährige Besoldung, den 26. Marty 1628 verfallen und das letztemal zahlt49
Der ereignisreiche Lebenslauf des ältesten Pfarrersohns aus Kirchschönbach könnte als Beispiel dafür betrachtet werden, dass die Grenzen zwischen den beiden Konfessionen fliessen und nicht selten mitten durch die Familien gehen und es oft lange währt, bis der neue Glaube endgültig Fuss gefasst hat, denn zweifellos ist Caspar Neunhöfer zum alten Glauben zurückgekehrt. Er wäre sonst kaum in ein wichtiges Amt der fürstbischöflichen Verwaltung gelangt, zudem in die des entschiedenen Gegenreformators Johann Gottfried, der sicher - wie Julius Echter - erledigte Stellen kaum mit einem Protestanten besetzt. Gewiss konnten beide in Einzelfällen auffallend tolerant sein, so waren beide grosszügige Auftraggeber und Gönner des evangelischen Bildhauers Michael Kern aus Forchtenberg; aber dessen Hauptwohnsitz, Familie und Werkstatt befanden sich ausschliesslich in seinem Heimatort. Für die Konversion Caspar Neunhöfers bilden die in der Folge zu schildernden Geschehnisse, die ihn zugleich weit über die Bedeutung irgendeines Anhängers einer der beiden Kirchen hinausheben, einen untrüglichen Beweis.
Im Jahre 1617 brachte Caspar Neunhöfer aus Widdern an der Jagst, in geringer Entfernung von Merchingen und Aschhausen gelegen, das seit der Reformationszeit vergessene Gnadenbild Maria Trost nach Bamberg, wo es für die frömmigkeits- und kunstgeschichtliche Entwicklung der Stadt einen besonderen Beitrag leisten sollte und sich heute noch am Marienaltar der St. Martinskirche befindet.50 In Widdern hatte man ihm eine eigene Kapelle in den Weinbergen gebaut, wo es aufgefunden worden war. Bald pilgerten aus nah und fern viele Menschen hierher, um vor „Maria Trösterin der Betrübten" zu beten, ihre Sorgen und Nöte, ihre Bitten und ihren Dank der Muttergottes vorzutragen, denn es erfolgten viele Wundertaten und das Bild galt als wundertätig. Dar Papst verlieh einen Ablass, der in der Kapelle angeschrieben war, in der Reformationszeit jedoch übertüncht wurde. Damals gingen dann auch die Wallfahrten zurück und hörten schliesslich ganz auf, denn Widdern wurde trotz der dauernden Uneinigkeit der vielen Ganerben schliesslich protestantisch; jedenfalls hatte es 1542 einen protestantischen Pfarrer.51 Die Erinnerung an den Gnaden- und Wallfahrtsort Widdern bestand noch einige Zeit; einflussreiche Katholiken der Umgebung bemühten sich vergeblich, die beschädigte Statue in Besitz zu bekommen. Insbesondere war es der ältere Bruder des Fürstbischofs Johann Gottfried, der hochfürstlich-bambergische Oberamtmann Philipp Heinrich von Aschhausen zu Veldenstein, der sich eifrig, jedoch ohne Erfolg um den Erwerb der Madonna aus Widdern bemühte. Um so erstaunlicher ist es, dass es Caspar Neunhöfer 1617 gelungen ist, Maria Trost in seinen Besitz zu bekommen und nach Bamberg zu bringen. Er stellt sie hier in seiner Hauskapelle auf, macht sich jedoch ein Gewissen daraus, dieses Gnadenbild den betenden Gläubigen vorzuenthalten. Daher übergibt er es an Lichtmess, dem 2. Februar 1625, den Jesuitenpatern, die Bischof Johann Gottfried 1610 nach Bamberg berufen hatte, damit es auf dem Marienaltar ihrer Kirche aufgestellt werde. Hier, im ehemaligen Kloster der Karmeliten, wurde ihm sehr bald unter ihrer rührigen geistlichen und seelsorgerischen Tätigkeit bei den Studenten ihres Kollegs und beim gläubigen Volk reger Kirchenbesuch bei Predigten, Andachten, Exerzitien bemerkbar und wie ehedem in Widdern pilgerten viele Menschen zu ihrem Altar; Wallfahrten aus anderen Pfarreien und von auswärts setzten ein und die Jesuiten machen etwa 150 Jahre lang gewissenhafte Aufzeichnungen darüber, ebenso über Gebetserhörungen in Begleitung wunderbarer Vorgänge, Verlobungen, Stiftungen zu Ehren der Mutter Gottes an Schmuck, kostbaren Stoffen, Vorhängen, Altartüchern, Kronen mit Perlen, Gold, Silber, Geldbeträgen, Wertpapieren, Vermächtnissen. Als Dompropst Franz Conrad von Stadion l0 000 fl und 100 Fuder Wein, „ein guter Freund vom Land“ l000 fl, Bürgermeister Pottu von Kronach fast sein ganzes Vermögen und viele andere namhafte Beträge stifteten, konnten die Jesuiten den Bau einer neuen Kirche planen.52 Das Jesuitenkolleg erwarb den angrenzenden Grund bis zum Grünen Markt, Georg Dientzenhofer entwarf den Plan und begann den Bau, sein Bruder Leonhard führte ihn bis 1690 aus.53 Mit dieser neuen Kirche haben die Jesuiten dem lange umherirrenden Gnadenbild eine würdige Herberge geschaffen. Es blieb auch weiter im Mittelpunkt marianischer Verehrung bis zur Aufhebung des Jesuitenordens 1773. Die Kirche wurde Universitätskirche, nach dem Abbruch der alten St. Martinskirche Pfarrkirche der Pfarrei St. Martin; die Marienverehrung durch die Gläubigen ließ jedoch nach, die Statue wurde entthront und an ihrem Altar in eine tieferliegende Nische versetzt. Ihre einstige überlokale Bedeutung wurde durch Aufnahme in den Atlas Marianus mit 1200 Marienbildern aus der ganzen christlichen Welt als „Miraculosa Consolatrix Afflictorum Bambergae in Germania S“ gewürdigt.54 In Bamberg ist sie weithin vergessen, so nachhaltig wirkte die Verdrängung durch die Schmerzhafte Muttergottes, die sich an ihrem Platz in der grossen Nische ihres Altars befindet. Selbst ein grosses Ölbild, das 1725 zum hundertjährigen Jubiläum ihrer Aufstellung durch die Jesuiten angefertigt wurde und das die wichtigsten Stationen ihrer interessanten Vorgeschichte seit der Auffindung in Widdern in 7 Medaillons schildert, hat man lediglich in einer Seitennische der Kirche aufgehängt.55 Nachdem schon in der Reformationszeit in Widdern „dieses wunderbare Marienbild devastiert, zerbrochen und zerstört“ wurde,56 sollte es in Bamberg noch zweimal der höchsten Gefahr einer Zerstörung ausgesetzt sein. Bei einem Brand am Muttergottesaltar, der die Seidenvorhänge und den Baldachin zerstörte und das Altarbild versengte, „zersprang durch die gewaltige Hitze am 12. Oktober 1779 die Statue in mehr als 20 Stücke, die aber durch die Geschicklichkeit des Bildhauers Würzer wieder zusammengefügt wurden, so dass sie nichts an ihrer Gestalt verlor.“57 Und als man 1926 zur Fronleichnamsprozession rüstete und die Schmerzhafte Muttergottes über ihr herabholte, wurde die Alabastermadonna Maria Trost heruntergerissen. Sie zersprang in 72 Trümmer, wie Bildhauer Zimmermann berichtet, der als Geselle bei seinem Vater Bartholomäus Zimmermann und zusammen mit seiner Mutter mithalf, sie in langen Abendstunden mit jahrealtem Sumpfkalk, fein verrührt mit „Ziebeleskäs", wieder so zusammenzukitten, dass eine Beschädigung nur bei genauer Beobachtung bemerkt werden kann. Die kunsthistorische und stilkritische Einordnung der Statue aus Widdern bereitet Schwierigkeiten, da sie eindeutig ein Einzelstück ist und nur lose Verbindungen zu anderen Werken nachgewiesen werden können. Eine zunächst vermutbare Verbindung mit der nordwürttembergischen Alabasterplastik des werdenden Barocks um Michael Kern aus Forchtenberg scheidet ebenso aus wie die mit der Muttergottes des Zeitblomaltars von Herberg, die Justinus Kerner entdeckte und in sein Weinsberger Heim brachte. Die Vermutung von Mayer58 ist insofern irrig, als es sich nicht um eine „freie Kopie“, sondern um ein Original handelt, enthält andererseits jedoch einen Kern Wahrheit: das Bildwerk ist zweifellos die Arbeit eines Meisters, der künstlerisch dem nordfranzösisch-niederländischen Kunstkreis entstammt - Mayer spricht von Belgien -, vielleicht am Unterrhein behaust war, jedoch aus der Schule von Tournai kommt. Zur dortigen Plastik, aber auch zu den Werken von Hans Multscher, der bei Aachener Skulpturen mitbewirkt hat, und mit dem Meister der „Sitzmadonna von Hal“ (Belgien) bestehen Zusammenhänge. Die Entstehungszeit liegt um 1435 /40;59 vielleicht kommt sie als „Handelsware“ aus dem Atelier für Alabasterbildhauer der Herzöge von Burgund in Lilie. Noch mehr als Maria Trost, die immer mehr vergessen wird, ist ihr Stifter in Bamberg unbekannt geblieben, das ihm nicht nur dieses Gnadenbild sondern auch einen bedeutenden Kirchbau verdankt

Johannes Neunhöfer, Pfarrer in Gerbrunn und Dörrenzimmern

Dem Pfarrersehepaar Caspar Neunhöfer und seiner Gemahlin Elisabeth, geborene Crafft in Kirchschönbach wurde 1566 der zweite Sohn Johannes geboren. Er durfte das Gymnasium in dem nicht sehr weit entfernten Schweinfurt besuchen, „allwo er bey Abschied von dem damaligen Rectore, M. Nic. Willo,60 unter dem 25. Juni 1584 ein schönes Testimonium bekommen: Eum per omne illud tempus, quod in Schola vixit, vitae suae integritatem et diligentiam ita probasse ut gratus et acceptus Omnibus esset etc."61 Am 18. Mai 1594 wurde er an der Universität Wittenberg immatrikuliert: „Johannes Neudörfferus Suinfurtensis";62 mit einer zeitlichen Überschneidung berichtet Groß, dass er 1592 als „Informatore des jungen Grafen Gottfried von Castell (1577-1633) angenommen, 1597 zur Pfarr Gehrbronn befördert, auch nach rühmlich ausgestandenem examine zu Rüdenhausen ordiniret" wurde.63 Die Ordinationsurkunde nach dem Pfarrexamen in Rüdenhausen am 9. Februar 1597 enthält folgende Unterschriften: „Wolffgang Hülmantelius, Ecclesiae Rüdenhusanae Pastor; M. Erhard Bechmann, Pastor Wiesenbronnensis et M. Leonhard Hüllerius, Pastor Ecclesiae Castellanae."64 Gleichzeitig erfolgt an ihn die Verleihung der castellschen Pfarrei Gerbrunn, die unter Graf Konrad zugleich mit seiner ganzen Grafschaft um 1546 evangelisch geworden war. In hautnah Berührung mit der bischöflichen Residenz, war das evangelische Dorf „ein schmerzender Pfahl im Fleische des Hochstifts.“65 Aber auch die Castell waren - ab 1562 - bereit, ihren Gerbrunner Besitz abzustossen, denn die Ereignisse steuerten dem dramatischen Ende zu. 1624 wurde Herr Pastor Neunhöfer von dem Domcapitul zu Würzburg angefochten, und von seiner Pfarr mit Weib und Kind ins Elend vertrieben, an dessen Stelle aber ein römisch-catholischer Geistlicher eingesetzt. Darüber die Gehrbronner dergestalt erbittert wurden, dass sie sowohl wider ihre vormalige castellsche Herrschaft, als auch den verjagten Pastor, sich hart herausgelassen. Ob nun schon das Haus Castell sich derselben contra Würzburg nachdrücklich angenommen, und die Sache auch an die Evangelischen Stände gelangen lassen, welche ihnen nach Vermögen beigestanden, ist es doch sine effectu geschehen, darüber solch gute Gemeinde von ihrem evangelischen Glauben gebracht wurde.66 Die Katholiken waren sich ihrer Sache so sicher, dass sie bereits am 8.Oktober 1623 wieder den ersten Gottesdienst abhielten, die Rückkehr zur alten Religion mit tiefer Befriedigung aufnahmen und durch ein Muttergottesgemälde von Franz Francia feierlich dokumentierten, das sich heute noch in der Taufkapelle der (neuen) Pfarrkirche befindet. Katholischer Nachfolger des letzten protestantischen Geistlichen wurde zunächst provisorisch Augustinerpater Octavian Kremer, der die Pfarrei von Würzburg aus versorgte und auch gleich ein neues Gefällebuch anlegte, „da der letzte protestantische Pfarrer sämtliche Briefschaften und Aufzeichnungen mitgenommen hatte".67 Erst 1643 übernahm Michael Molitor von Randersacker die Pastoration der Pfarre, so dass - vorübergehend - wieder der frühere Zustand hergestellt wurde, da Gerbrunn bis 1457 Filiale von Randersacker war.
Da nun der exulirende Neunhöfer seine retirade wieder nach Rüdenhausen nehmen musste, hatte er sich daselbst drei Jahre lang aufgehalten, bis ihm Gott einen Weg in die Grafschaft Hohenlohe gezeigt, alsdann er mit folgendem Zeugnis von Rüdenhausen ist entlassen worden:

    WIR, Gottfried Graf von Castell etc., bekennen hiermit und tun kund jedermann, dass Vorweiser dieses, der ehrwürdige und wohlgelehrte Herr Johann Neunhöfer nun 35 Jahre bis heute als castellscher Diener und bei der Grafschaft Castell sich aufgehalten, indem er zuvor fünf Jahre unser Präzeptor und hernach von weyland dem wohlgeborenen, Unserm freundlich geliebten Herrn Vattern, wohlseligen Andenkens gen Gehrbronn zu einem Pfarrern und Kirchdiener verordnet und in die Bestallung angenommen worden, der sich die ganze Zeit über 27 Jahre im anbefohlenem Amt, Stand und Beruf mit Lehren und Predigen des heiligen göttlichen Worts, der Prophetischen und Apostolischen Schriften und der darauf fundierten Augsburgischen Confession und Formulae Concordiae gemäß ganz eifrig, fleißig und unverdrossen, auch in seinem Leben, Tun und Wandel gottesfürchtig, ehrlich, aufrichtig erzeiget und verhalten, dass Wir und seine Pfarrkinder zu Gehrbronn, vom Domkapitel vor ungefähr drei Jahren ansprüchig gemacht und de facto wider den klaren Buchstaben des Religionsfriedens occupiert worden, als hat er nothwendig weichen und exulieren müssen: Wie er dann als ein Exulant drei Jahre hier zu Rüdenhausen von den Seinen sich nähren und hinbringen müssen, und aber seine Gelegenheit nicht mehr hat sein wollen, hier ferner zu beharren, sondern uns untertänig zu erkennen gegeben, dass er seine Wohlfahrt an anderen Orten suchen und uns derowegen um schriftlichen Schein und Urkund seines Verhaltens und Abscheidens gebührendermaßen angelanget und gebeten, haben WIR ihn an seiner verhoffenden Wohlfahrt nicht hindern, noch die gebetene Urkund verweigern sollen oder wollen; ist darauf also mit unserem guten Wissen und Willen ehrlich abgeschieden. Wünschen ihm auch zu Abzug seine Verbesserung und Aufnehmen auf Grund unseres Herzens. Dessen zu wahrer Urkund, WIR unsere Gräfliche Secret hierauf wissentlich andrucken lassen, und uns eigenhändig dabei unterschrieben. So geschehen und gegeben, Samstag, den 9. Monatstag Decembris Anno sechzehnhundertsechsundzwanzig. Gottfried, Graf und Herr zu Castell.68

Dieses rühmliche Zeugnis über 35jährige Dienste im Hause Castell kann nicht über die bittere Notlage des 60jährigen Exulanten hinwegtäuschen: seine in Gerbrunn geborenen Kinder waren nur wenige Jahre alt, eine Anstellung bei den Castell war wohl mangels einer vakanten Stelle unmöglich, auch in der Umgebung bestand sicher keine Möglichkeit. Woher sollte Hilfe kommen, wenn nicht über den seitherigen Brotgeber!
Frau Pfarrer Catharina Neunhöfer war die Tochter des Goldschmiedes und Gerichtsverwandten Heinrich Ganßer in Künzelsäu am Kocher, der wahrscheinlich Untertan der hier ansässigen und stark begüterten Hohenlohe war. Diese waren mehrfach mit den Castell verschwägert; verwandtschaftliche Verbindungen zwischen den beiden Häusern bildeten wohl die Brücke zwischen den beiden Eheleuten, denn sicher haben sich die Verwandten der Pfarrerin ins Werk gesetzt, als sich im nahen Dörrenzimmern 1626 der tragische Fall ereignete, dass Pfarrer Ludwig Dietzel (aus Enslingen) mit vier Kindern an der Pest starb. Nachfolger wurde Pfarrer Johannes Neunhöfer.
Das Pfarrdorf Dörrenzimmern, von den Krautheim über die Eberstein durch Heirat an die Hohenlohe gekommen, bildete ab 1554 einen Bestandteil der Grafschaft Weikersheim. Die Witwe Gräfin Anna von Hohenlohe kaufte 1578 von Graf Ludwig von Stolberg das Patronatsrecht über Dörrenzimmern. Graf Georg Friedrich von Hohenlohe war durch seine Heirat mit Eva von Waldstein böhmischer Landstand geworden und stand auf Seite des zum König von Böhmen erwählten Pfalzgrafen Friedrich. Nach der Niederlage am Weißen Berg verfiel die Grafschaft Weikersheim der Sequestur, Dörrenzimmern wurde am 16. Januar 1637 von Kaiser Ferdinand dem Deutschen Orden übergeben; das evangelische Pfarrdorf und sein Pfarrer hatten bis zum 18. März 1649 einen katholischen Landesherrn, der allerdings von einer Rekatholisierung absah. War es die Unsicherheit, als evangelischer Geistlicher Untertan des Deutschen Orden zu sein, die bitteren Notjahre und die Enttäuschung in seinem Beruf oder nüchterne Überlegungen — Pfarrer Neunhöfer ließ keinen seiner drei Söhne studieren, sondern führte sie im nahen Künzelsau bürgerlich-handwerklichen Berufen zu; vielleicht bildete aber gerade dies den gesunden Boden für die fernere Zukunft der Familie. Nach seiner Emeritierung im Jahre 1650 lebte Pfarrer Johannes Neunhöfer noch vier Jahre in Künzelsau, wo inzwischen vier seiner Kinder ihren Hausstand gründen konnten, bis er am 20. September 1654 im Alter von 88 Jahren starb, nachdem er laut Inschrift auf seinem Grabstein im Friedhof „57 Jahre lang das evangelische Pfarramt zuerst zu Gerbrunn und von da um seines Glaubens willen vertrieben und dann zu Dörrenzimmern treu verwaltete.“69

Die Kinder des Pfarrers Johannes Neunhöfer

Hans Neunhöfer wurde 1619 in Gerbrunn geboren. Er wird Kürschner in Künzelsau und heiratet hier am 26. Januar 1647 Anna Maria Schuppart, geboren am 18. Mai 1627, gestorben am 13. April 1697; ihr Mann war bereits am 14. Januar 1660 gestorben.
Der Sohn beider, Hans Georg (Jörg), geboren 30. März 1649, schlug den gleichen Berufsweg ein wie sein Vater, obwohl er diesen früh verlor. Am 7. September 1675 heiratete er Maria Magdalena Fischer, zum zweitenmal am 27. Juli 1697 Eva Regina Pescheke; verstorben ist er am 1. Juni 1721. Aus der ersten Ehe ging Johann David hervor, geboren 22. Januar 1681, der ebenfalls Kürschner wurde. In dieser Linie folgen Georg David, geboren 1723, Zuckerbäcker, dessen Sohn Johann Jakob, 1755-1784 Konditor, in der nächsten Generation Philipp Heinrich, 1780-1816, ebenfalls Konditor in Künzelsau. Von ihm gehen der Künzelsauer und der Heidenheimer Zweig aus. Zum ersten gehören sein Sohn Christian Heinrich, 1804-1886, Konditor in Künzelsau, dessen Sohn Karl Julius, 1831-1908, Kaufmann und Sparkassenleiter in Künzelsau; ihm folgt Heinrich Otto, 1876-1965, Oberforstmeister in Blaubeuren, auf diesen Heinrich Otto, geboren 1911, Oberforstmeister in Schöntal an der Jagst mit den Söhnen Hartmut und Wolfgang. Den Heidenheimer Zweig begründet der ältere Sohn Philipp Heinrichs, der Fabrikant Ludwig Friedrich, geboren am 15. Dezember 1801 in Künzelsau. Er erhält in Heidenheim 1829 das Bürgerrecht, entwickelt eine Mechanische Baumwollweberei und -Spinnerei; als er 1886 stirbt, ist er ein im ganzen Land Württemberg bekannter Fabrikant, den die Stadt Heidenheim durch einen Straßennamen ehrt. Sein Sohn Paul, 1839-1915, übernahm 1889 die Firma als Alleininhaber. Durch seine Nachkommen - Friedrich Wilhelm, 1874-1948, Paul Gerhart, geboren 1912 und seine Schwester Ilse - wird dieser Zweig ebenfalls bis unsere Zeit heraufgeführt.
Auch vom Bruder des Johann David, dem 1693 geborenen Hans Leonhard, ebenfalls Kürschner in Künzelsau, führen mehrere Zweige bis in unsere Tage. Es folgen nacheinander Johann Philipp, 1761-1779, und Philipp Wolfgang, 1761-1839, Phiüpp Friedrich, 1786-1845, der Stadt- und Kameralamtspfleger in Künzelsau ist. Sein Sohn Friedrich Wilhelm, 1820-1880, studiert Jurisprudenz in Tübingen, war „alter Herr des Corps Franconia-Tübingen"70, wurde Amtmann und 1849 zum Stadtschultheißen in seiner Heimatstadt gewählt. Seine Nachkommen befinden sich nach der Auswanderung seines Sohnes Carl Wilhelm, 1851-1903, Farmer und Notary public, in Amerika. - Sein Bruder Alexander Heinrich Friedrich, 1831-1897, wanderte bereits selbst aus, und zwar nach Australien, wo sich mehrere Nachkommen befinden.
Der zweite Sohn des Pfarrers Johannes Neunhöfer, Hans Heinrich, geboren 1621 in Gerbrunn, wird Metzger in Künzelsau. Er heiratet am 19. November 1644 Agnes Maria Schab, 1621 - 5. Dezember 1700; + 1684.
Der dritte Sohn Johann Georg, geboren 1622 in Gerbrunn, ergreift keinen handwerklichen Beruf, sondern wird Gerichtsschreiber des Künzelsauer Ganerbengerichtes. Er erlangte damit eine Stellung mit vielseitiger Verwaltungs- und juristischer Tätigkeit und Verantwortung.71 Am 13. Mai 1644 heiratete er Anna Margarete, verw. Purgold, 1609-1675, in zweiter Ehe am 12. Oktober 1675 Regina Barbara, verw. Bach. Auf die Nachkommen aus der ersten Ehe muss in der Folge noch eingegangen werden.
Ebenfalls noch in Gerbrunn wurde dem Pfarrersehepaar eine Tochter Anna Margareta am 1. Mai 1624 geboren. Sie heiratete 1647 Hans Spangenberg, 1. Mai 1623 - 24. Oktober 1649, in Künzelsau, wo sie bereits l Jahr nach ihrem Ehemann stirbt. Von einer weiteren Tochter Ursula ist nur bekannt, dass sie 1641 Albrecht Wagner, Binder, in Niedernhall heiratete. Dasselbe gilt von der Tochter Katharina, die 1640 Georg Sigmund Hörn in Hohebach ehelicht.
Aufzeichnungen von Familienmitgliedern geben noch einige Aufschlüsse: Auf den Ältesten aus dem Pfarrhaus Gerbrunn, Hans, gehen über seinen Sohn Hans Georg wahrscheinlich alle Namensträger zurück, auch ein nach Möckmühl verpflanzter Zweig, dem Max entstammt, Bürgermeister in Möhringen a. F.; er geht auf Johann Friedrich, 1708-1774, zurück. Bemerkenswert ist auch, dass durch mehrere Generationen hindurch „kein Glied über 40 Jahre alt wurde, durch eine lebenskräftige Frau wieder soviel gesundes Erbgut hereinkam, dass gleich in der nächsten Generation von 5 Kindern drei über 80 Jahre alt wurden".72

Die mainfränkischen Nachkommen und ihre evangelischen Geistlichen

Von besonderem Reiz bei der Geschichte der Familie Neunhöfer, die mit zwei eindrucksvollen geistlichen Persönlichkeiten beginnt, ist die Tatsache, dass unter den Namensträgern aller folgenden Generationen keiner mehr dieses Standes erscheint, dagegen aber in einem Seitenzweig, dessen Grünen und Blühen massgeblich von einer ,Ahnfrau“ bestimmt erscheint, gleich mehrere evangelische Geistliche vorhanden sind. Diese Stammutter ist eine Enkelin des Pfarrers Johannes Neunhöfer, Maria Magdalena, 1644— 1735, Tochter des Künzelsauer Gerichtsschreibers Johann Georg und seiner Frau Anna Margareta.
Maria Magdalena heiratete am 14. Juli 1668 in Künzelsau den Pfarrer Justus Reiz in Michelbach an der Lücke bei Crailsheim. Er wurde am 5. Dezember 1633 in Ludwigstadt, nahe der thüringischen Grenze, als Sohn des Schreiners, Rates, Kirchenvorstehers und Bürgermeisters Conrad Reiz geboren. 1665 wurde er Rektor der Lateinschule Marktbreit, um .1668 Pfarrer in Michelbach; zu dieser Zeit muss er Maria Magdalena Neunhöfer kennengelernt haben. 1691 wurde er dann Pfarrer in Marktbreit, nach zwei Jahren Dekan. Seine letzte Predigt, die er 1705 hält, wird ausdrücklich vermerkt.73 (Maria Magdalena ist die zweite Gemahlin des Pfarrers Justus Reiz; seine erste Frau war Sybilla Catharina Bergke, die er am 6. Oktober 1657 in Langenburg heiratete.) Über die aussergewöhnliche Neunhöfertochter wird 1727 berichtet: sie war „eine gottselige Witwe und 83jährige Matrone tanquam bonum signum in domo senex, eine Bet- und Segenssäule im Haus und in der leiblichen Versorgung ihres gelehrten Sohnes“74. Sie starb am 27. Dezember 1735 in Marktbreit bei ihrem Sohn; hier verbrachte auch ihr Vater, der Künzelsauer Gerichtsschreiber Johann Georg, seine letzten Lebensjahre und starb am 5. April 1681.
Pfarrer Magister Johann Leonhard Adam Reiz, geboren am 3. März 1680 in Unterlenabach, Sohn des Pfarrerehepaares Justus und Maria Magdalena Reiz, immatrikulierte sich 1697 an der Universität Wittenberg, wurde 1701 Magister und im gleichen Jahr Pfarradjunkt in Marktbreit, am Dienstort seines Vaters; bereits 1703 wird er erster Pfarrer, gilt als beliebter und berühmter Prediger und Seelsorger und wird 1716 kaiserlich gekrönter Dichter. Als er am 22. September 1753 nach 52 Amtsjahren 75jährig verstarb erhält er in der Arkadenvorhalle des Friedhofs eine Ehrengruft; die von elf Kindern hinterbliebenen drei Söhne und sechs Töchter setzen ihm ein Grabmal, das die Würdigung enthält: Hier ruhen von ihrer Arbeit die müden Gebeine des Ehrwürdigen Marktbreitischen Jubelpriesters Herrn Magister Johann Adam Leonhard Reizen, Hochfürstlich Schwarzenbergischer Stadtpfarrer, des Evang. Lutherisch. Consist hierselbst vorderstem Beisitzer, ersten Scholarchen der Landesgeistlichkeit Ältesten Q K B. P. Von ihm ist auch im Grabe nicht geschieden seine 51jährige getreue Ehegattin Frau Anna Barbara Lentzin, geb. 9. Jenner 1682, welche ihm den 3. September ebend. J. 1753, also drei Wochen vorangegangen, ihres Alters 71 Jahre.75
Von den überlebenden Kindern, die alle zwischen 1703 und 1726 in Marktbreit geboren wurden, sollen die nachstehenden erwähnt werden: Magister Wolfgang Ludwig Reiz, geb. 12. Juli 1703, oo 29. August 1730: Helena Barbara Sonnenmeyer von Rothenburg. Maria Barbara Reiz, geb. 19. März 1708, oo 16. Juni 1733: Pfarrer- Joh. Erhard Pacius in Martinsheim, Oberickelsheim und Gollachostheim. Catharina Martha Reiz, 8. Februar 1710-1771, oo 9. November 1734: Pfarrer Joh. Leonhard Amthor in Langenfeld, + 11. Dezember 1740. Magister Georg Lorenz Gottlieb Reiz, 31. August 1712— 1757, Pfarrer in Erlach und Kaltensondheim, oo 4. September 1742: Anna Barbara Weinrich, Tochter des Diakons W. in Marktbreit. Franziska Barbara Reiz, Dichterin geistlicher Lieder, + 6. Januar 1785 in Sommerhausen. Georg Friedrich Reiz, 14.Mai 1717-4. Juli 1771, Studium in Wittenberg und Altdorf, 1741 Pfarrer in Langem (Nachfolger seines Schwagers Amthor), 1764 Stadtpfarrer in Marktbreit; oo 30. Oktober 1742: Maria Andrea Seyfried, Tochter des Amtsverwalters zu Reinsbronn, Neukirchen und Ingolstadt. Maria Magdalena Reiz, geb. 9. Juli 1720, oo 25. September 1748: Pfarrer Gg. Ad. Furkel in Üttingen. Regina Eleonora Susanna Reiz, geb. 1. Mai 1722, 22. August 1741: Magister Joh. Märt. Prechtlein, Oberpfarrer in Sommerhausen,

Heute blühende Generationen der Neunhöfer

Auf den ersten evangelischen Pfarrer aus dem Geschlecht der Neunhöfer, den Senior Caspar, den gewesenen Benediktinerprior und Pfarrer in Kirchschönbach und seinen Sohn, den Exulanten Johannes, Pfarrer in Gerbrunn und Dörrenzimmern, sind alle lebenden Mitglieder der Familie zurückzuführen, da der Lebensweg des einzigen Kindes des Kaiserlichen Notars und fürstbischöflichen Registrators in Bamberg Caspar, Catharina Elisabeth, geboren am 4. September 1622, nicht weiter aufgeklärt werden konnte.
Bei den Wohnsitzen ergeben sich einige Schwerpunkte. Nach dem ersten Pfarrhaus in Kirchschönbach, wurde die Heimat der Familie das in Gerbrunn, dann das in Dörrenzimmern und schliesslich wurde Künzelsau die Ausgangsbasis für alle Nachkommen bis zur heute lebenben 13. und 14. Generation. Sie sind in Darmstadt, Lich in Oberhessen, Brüssel, Heidenheim, Berlin, Möckmühl, Möhringen auf den Fudern, aber auch in Texas, Venezuela und Australien ansässig, nicht zuletzt noch in Künzelsau und Umgebung selbst (Niederstetten) und am mittleren Main um Marktbreit.

ANMERKUNGEN

  1. 1420-1475. Albrechts Bruder, der Ritter Ludwig von Eyb, schrieb die Denkwürdigkeiten brandenburgischer Fürsten, herausgegeben von Dr. Constantin Höfler, Bayreuth 1849. — Das bekannte fränkische, noch blühende Adelsgeschlecht — u. a. in Dörzbach an der Jagst — brachte viele bedeutende Männer hervor, die der Kirche zahlreiche Kanoniker, Räte und Beamte an den süddeutschen Stiften und verschiedene Fürstbischöfe schenkte.
  2. 1505-1522
  3. Ernst Schubert, Die Gegenreformation in Franken, in: Jahrbuch für Fränkische Landesforschung, Band 28, 1968, S. 275 f.
  4. Ebenda
  5. 1522-1556
  6. Johannes Kist, Fürst- und Erzbistum Bamberg (Veröffentlichungen des Historischen Vereins Bamberg 1962), S. 80
  7. 1556-1561
  8. 1561-1577
  9. 1577-1580
  10. 1580-1583
  11. 1583-1591
  12. 1591-1598
  13. 1599-1609
  14. 1609-1623; Fürstbischof von Würzburg und Herzog zu Franken 1617-1623
  15. In der Folge eines großen Religionsgespräches in Nürnberg 1525, bei dem die Altgläubigen von dem Karmelitenprior Andreas Stoß, die Lutheraner von Andreas Osiander — ab 1522 Prädikant an der Lorenzkirche — vertreten waren, gewannen letztere immer mehr Boden. Stoß, der Sohn des Bildschnitzers Veit Stoß, erhielt bald darauf die Weisung, innerhalb dreier Tage Nürnberg zu verlassen und seinen Pfennig anderswo zu verzehren. In seinem Zufluchtsort Bamberg bildete er nicht nur die stärkste Stütze des schwachen Bischofs Weigand, er konnte auch zugunsten der bischöflichen Residenzstadt die Freigabe des letzten Werkes seines Vaters, des Weihnachsaltars im Dom, durch die Erben vermitteln.
  16. Schubert, a. a. O.
  17. Josef Schmidlin, Die kirchlichen Zustände in Deutschland vor dem 30jährigen Krieg, Freiburg 1908
  18. 1466-1495
  19. 1495-1519
  20. 1519-1540
  21. Bischof Konrad verließ seine Residenz auf dem Marienherg in Würzburg als die Einschließung der Feste begann, um die Hilfe des Ptalzer Kurfürsten zu beschleunigen, der dann tatsächlich auch zusammen mit dem Schwäbischen Bund die Aufrührer bei Königshofen besiegte. (Dazu auch: Oskar Friedlein, Die Reformation im Oberamt Boxberg, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter, Band 29, 1967, S. 163)
  22. 1540-1544
  23. 1544-1558
  24. 1525 hatte Melchior Zobel als Domherr an der Verteidigung der Feste Marienberg gegen die Aufrührer teilgenommen, 1532 an der Wien gegen die Türken.
  25. Vielleicht wäre Melchior Zobel mehr Erfolg beschieden gewesen, wäre er nicht so frühzeitig einem feigen Mordanschlag erlegen, der als Folge der Umtriebe des Ritters Wilhelm von Grumbach gegen den Bischof geschah. Als Hofmarschall bei Konrad von Bibra hatte sich der Ritter aus dem Vermögen des Hochstifts bereichert, anschließend versuchte er dasselbe beim Markgrafen. Bischof Melchior Zobel brachte die Angelegenheit vor das Reichskammergericht, worauf der erzürnte Ritter Verschwörungen gegen ihn anzettelte, in deren Folge der Bischof auf dem Ritt von deiner Kanzlei zu Feste Marienberg durch den Dolch des Meuchelmörders den Tod fand; sein protestantischer Leibarzt Dr. Sinapius stand ihm im Todeskampf bei und sprach ihm Trost im Gedenken an Christus zu.
  26. 1558-1573
  27. 1573-1617
  28. Schmidlin, a. a. O. — Der Vater des Bischofs, Peter III. Echter, war kurmainzischer Rat und Amtmann in Stadtprozelten und Dieburg mit einer langjährigen gehobenen Verwaltungsausbildung im Ausland. Er war streng katholisch, Anhänger und Gönner der Jesuiten, und konnte durch seine guten Verbindungen für seinen Sohn Julius Echter bereits 1554 — dieser war erst neun Jahre alt — eine Dompräbende in Würzburg vermitteln, 1559 kam eine Pfründe in Mainz dazu. Der junge Domherr studierte 1556 am Jesuitenkolleg in Köln; „den klassischen Stil, seine gewandte Ausdrucksfähigkeit, die diplomatischen Formen, aber auch eine erstaunliche und fast rücksichtslose innere Diszipliniertheit verdankt Julius diesem Orden" (siehe dazu: Hans Eugen Specker, Die Reformtätigkeit der Würzburger Fürstbischöfe Friedrich von Wirsberg (1558-1573) und Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter, Band 27, Würzburg 1965, S. 55). Vater Peter III. Echter ließ seinen Söhnen eine vorzügliche Ausbildung zuteil werden: Julius Echter studierte — meist zusammen mit einem oder zwei Brüdern — in Löwen, Douai, Paris, Angers und Pavia, um dann nach einem Aufenthalt in Rom in der Reichskanzlei in Wien zu praktizieren. Nach seiner Rückkehr nach Würzburg wurde er bald Domdekan und mit 28 Jahren zum Bischof erwählt.
  29. Stadtarchiv Haßfurt, freundliche Hinweise von Stadtrat Hansmartin Kehl, Haßfurt. Von den verschiedenen Schreibweisen des Familiennamens, der von der lebenden Generation meist in der Form ,Neunhoeffer* geschrieben wird, wurde im vorliegende Aufsatz  die häufigste  Schreibung  in den  entscheidenden  Urkunden ,Neunhöfer“ beibehalten.
  30. Die Gründung der Abtei Theres erfolgte bereits 1040 durch den zweiten Bamberger Bischof Suidger (1040-1046), der anschließend etwa ein Jahr lang Papst unter dem Namen Clemens II. war und dem salischen Kaiserhaus entstammt. Sie wurde mit Königsgut ausgestattet, das aus dem Besitz der Babenberger kam und von Kaiser Heinrich II. auf Bitten seiner Gemahlin Kunigunde dem Bistum als Gründungsgut übergeben worden war. 1685 kam das Kloster an Würzburg, zu dessen Sprengel es immer gehört hatte. Es erlangte nie eine besondere Bedeutung. Nur kurz vor der Säkularisation erlebte es noch eine kurze Blütezeit. Mit den eindruckvollen Klosterneubauten wurde dann jedoch auch die bedeutende Kirche von Greising zum Abbruch an einen Coburger Kaufmann verkauft.
  31. August Amrhein, Verzeichnis der in den Jahren 1520—1803 in Würzburg ordinierten Benediktinermönche, in: Studien und Mitteilungen, Band XXVI (1905), S. 321
  32. Archiv des Evangelischen Pfarramtes Prichsenstadt, Pfarrmatrikel:
    a) „Der Eingeleitten Eheleüt Buch"
    b) Taufmatrikel
  33. Schubert, a. a. O.
  34. Katholisches Pfarramt Kirchschönbach, Pfarrchronik
  35. Matthias Johann Groß, Historisches Lexicon Evangelischer Jubelpriester; Nürnberg 1727,8.282-284
  36. 1537-1600. - Georg von Wichsenstein entstammt einem Kleinadelsgeschlecht der Fränkischen Schweiz; er wurde bambergischer Vicedom in Kärnten. Sein Großvater Friedrich war hochgräflich-hohenlohischer Rat und Amtmann in Nagelsberg (t 1590) 00 Amalia von Guttenberg.
  37. Sebastian Echter von Mespelbrunn studierte zusammen mit dem Bruder Julius Echter zwei Jahre an der Universität Löwen, dann beide mit Bruder Adolf Echter in Douai, Paris, Angers und Pavia, wo er den Doktor der Rechte erwarb.
  38. Evangelisches Pfarramt Altenschönbach, Pfarrbeschreibung. - Dieser Ort war entgegen der nächsten Umgebung zunächst noch beim alten Glauben geblieben. Wolfgang von Crailsheim, der den Grund zu dem späteren ausgedehnten Familienbesitz legte und die erworbenen Dörfer evangelisch beeinflusste, erwarb 1545 Altenschönbach, in dem die Crailsheim, die bis 1966 die Patronatsrechte inne hatten, heute noch sitzen. - Die Pfarrbeschreibung berichtet für den eigenen Ort: „Wir hören von keinem Versuch (seitens des Würzburger Bischofs), die Ketzerei daher zu ersticken."
  39. Simon, a. a. O. - Kirchschönbach war als Würzburger Lehen nacheinander in den Händen verschiedener Geschlechter; von den Wichsenstein gelangte es an die Guttenberg, die ein Barockschloss errichteten, 1875 an die Schönborn, die es einem Frauenorden für eine Haushaltungsschule zur Verfügung stellten.
  40. Heinrich Hermelink, Die Matrikel der Universität Tübingen, Stuttgart 1906, Nr. 197/87.
    Der Eintrag lässt darauf schliessen, dass Caspar Neunhöfer auch in Prichsenstadt geboren wurde; andernfalls hätte er wohl seinen Heimat- oder seitherigen Schulort angegeben. - Im Register der Matrikel wird „Briehestatt“ als ,Brünnstatt“ entschlüsselt. Dies ist offensichtlich falsch. Es gibt zwar einen Ort dieses Namens in der Nähe (bei Gerolzhofen), mit dem jedoch Caspar Neunhöfer nichts zu tun hat, denn dieser Ort war immer katholisch und Prichsenstadt steht als Taufort eindeutig fest.
  41. Akten der Herren von Aschhausen im Archiv der Grafen Zeppelin, Schloss Aschhausen; die Originale wurden zur Einsicht freundlicherweise von Elisabeth Gräfin von Zeppelin auf Schloss Aschhausen überlassen. Die Urkunde trägt die Unterschrift: „Caspar Neünhöffer von Brichstatt Aus Rhöm. Kay. Maytt. macht und gewaldt offenbaren jurirten Notarium und Judicem Ordinarium zu Merchingen."
  42. Archiv der Freiherrn von Berlichingen, Schloß Jagsthausen; freundliche Mitteilung aus den Archivunterlagen von Herrn Dr. Martin Walker (NE11212384222152+, Anm. Michael), Heilsbronn Unterschrift lautet: „Caspar Neunhoeffer Pripolitanus SS Imp. Auth. Notarius Publicus et Praefectus Merchingensis".
  43. Archiv der Herren von Aschhausen, a. a. O.
  44. Staatsarchiv Bamberg, Verzeichnis aller von der fürstlichen Cammer besoldeten Räte und Diener unter Johann Gottfried von Aschhausen 1609-23, B 54/4902. — Eine rote Korrektur ändert später die Besoldung ohne Grundangabe um in „50 fl Besoldung, 52 fl Costgelt, ein halb Fuder Bier, 6 Sra Korn, 4 Claffter Holz“. - Nach den Hochstift Bamberg Ämterrechnungen, A 231,1, erhält er 1616 bis 1619 200 bzw. 150 fl; nach vorübergehender Unterbrechung setzt die Besoldung wieder 1622 rückwirkend für 1621 ein.
  45. Stadtarch. Bamberg, Stadt Wochenstuben Rechnungen 1621-1622, B 7/99
  46. Stadtarchiv Bamberg, Röttingerkartei
  47. Stadtarchiv Bamberg, Stadt Wochenstuben Rechnungen 1620-1621, B 7/100
  48. Stadtpfarramt St. Martin Bamberg, Taufmatrikel. - Das Trauregister der Pfarrei beginnt 1613 (Eheschließung Neunhöfer fehlt), das Sterberegister 1651. - Als Patinnen sind eingetragen: „Nattgaff (Nothaft? ) Elisabeth, Benther Elisabeth."
  49. Staatsarchiv Bamberg, Cammermeister Rechnungen des Hochstifts Bamberg, Besoldungsbücher, A 231
  50. Diese Alabasterstatue wurde nach der Legende auf geheimnisvolle Weise beim Roden an der Möckmühler Steige im Gebüsch aufgefunden. Sie berichtet auch, dass beim Bau der Kapelle, die an einer günstigeren Stelle geplant wurde, die Baumaterialien nachts wieder an den Fundort gebracht wurden, selbst als sich die Bauleute darauf schlafen legte. — Derartige „Bauholzsagen“ kommen in dortiger Gegend einigemal vor, gelegentlich auch außerhalb des Hohenloher Landes; siehe dazu: Werner Heim, Busingen und Deitigen, in: Kein schöner Land, Heilbronn 1933, S. 18; Wilhelm Mattes, Öhringer Heimatbuch, Öhringen 1929, S. 380; Josef Dünninger, Die Marianischen Wallfahrten der Diözese Würzburg, Würzburg 1960, S. 98; Bruno Neundorfer. Die Entstehung von Wallfahrten und Wallfahrtspatrozinien im mittelalterlichen Bamberg, in: Bericht des Historischen Vereins Bamberg 99, 1963, S. 92.
  51. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Stadtpfarrer H. Butz, Widdern, beginnt das Pfarrerbuch des Evangelischen Pfarramtes 1542. — Die Zahl der Ganerben in Widdern ist beispiellos. Sie beträgt im Laufe seiner Geschichte nach Ermittelungen des Verfassers über 30; dabei erscheint der Adel, die Klöster, Stifte und Hochstifte der näheren und weiteren Umgebung. In anderen Ganerbenorten konnten selten über 10 festgestellt werden.
  52. Nicoims Pottu, Rektor P. SJ, History des Gnadenbildes Maria Trösterin der Betrübten, Ilse. 75, 1725 und Philipp Kiselius, P. SJ, Historia de Statua, Msc. RB. Th. l it. d. 21, 1672; beide: Staatsbibliothek Bamberg.
  53. Johann Leonhard Dientzenhofer, einer der fünf hochbegabten Brüder der bekannten, bedeutenden Architektenfamilie, schloss 1707 mit dem Kloster Schöntal einen Kontrakt über die Errichtung eines Mittelbaues und der Neuen Abtei ab. Im gleichen Jahre starb er kurz vor Baubeginn. Seine Pläne wurden jedoch von den Nachfolgern übernommen und ausgeführt. —
    Diese Kirche „ist die einzige von Grund auf in barockem Stil errichtete Großkirche Bambergs. Das imposante Bauwerk mit dem mächtigen Schiff, das von Seitenkapellen begleitet ist, einem Kuppelraum von Marchini mit einer Scheinarchitektur in täuschendster Perspektivwirkung bemalt" (Josef Maria Ritz, Die alte Jesuiten- und die neue St. Martinskirche, Bamberg 1927), gibt dem kommunalen und wirtschaftlichen Zentrum der Stadt einen deutlichen architektonischen Akzent katholischer Baugesinnung jener Zeit.
  54. Wilhelm von Gumppenberg, P. SJ, Atlas Marianus, München 1672
  55. Bruno Neundorfer, Die Entstehung von Wallfahrten und Wallfahrtspatrozinien im mittelalterlichen Bistum Bamberg, in: 99. Bericht des Historischen Vereins Bamberg, Bamberg 1963, S. 131. — Hier wird überzeugend nachgewiesen, dass sich ein marianischer Gnadenort mit Verehrung und Wallfahrt in Bamberg auf die Dauer nicht entfalten kann.
  56. Caspar Neunhöfer, Wahrhafter Bericht, Msc. notariell bestätigt, vom 25. Januar 1625 im: Deutsches Zentralarchiv, Abt. So, Potsdam (Mikrofilm Nr. 03 017 beim Verfasser)
  57. Heinrich Mayer, Der Brand in der St. Martinskirche, in: Bamberger Blätter, Bamberg 1927
  58. Heinrich Mayer, Bamberg als Kunststadt, Bamberg 1955, S. 302
  59. In freundlichen Mitteilungen vertreten R. Didier, Le Bibliothecaire scientifique, Institut Royal Du Patrimoine Artistique, Bruxelles 4, und Dr. Adolf Schahl, Kunstkritiker, 7 Stuttgart 80, Saunastraße 18, getrennt, aber übereinstimmend die geschilderten kunstgeschichtlichen Zusammenhänge, wobei letzterer noch auf stilistische Beziehungen auf westlich beeinflußte Bildwerke hinweist, so auf die Freisinger Muttergottes des Jakob Kaschauer von 1443, deren Ähnlichkeit mit Maria Trost besonders dadurch auffällt, dass das quer, jedoch bäuchlings liegende Kind den Kopftuchzipfel der Mutter gefasst hält.
  60. Rektor M. Nikolaus Wül (1578-1604) studierte in Tübingen 1537-1539
  61. Groß,a.a. O., H, S. 95
  62. Archiv des Stadt- und Bezirksamtes Schweinfurt, Jungschweinfurt an hohen Schulen, Schweinfurt 1906, S. 20
  63. Groß, a. a. O., II, S. 95
  64. Ebenda
  65. Simon, a. a. O.
  66. Groß, a. a. O., H, S. 95
  67. P. Beneventura St(engele), Gerbrunn, in: Kalender für katholische Christen, Sulzbach 1903
  68. Groß, a. a. O., II, S. 95
  69. Otto Neunhöfer, Aus der Geschichte einer alten Künzelsauer Familie, in: Kocher- und Jagstbote vom 28. Juni 1934
  70. Ebenda f
  71. Im Ganerbenstädtchen Künzelsau waren mehrere Grundherren begütert und mit allerlei Rechten ausgestattet; ihre Anzahl erreicht allerdings bei weitem nicht die von Widdern. Trotzdem bestanden eigentümliche und schwierige Rechts- und Verwaltungsverhältnisse durch Sonderrechte, Privilegien und unterschiedliche Einflüsse der Ganerben, den Anspruch auf den Posten des Schultheißen, der infolgedessen häufig wechselte, durch gemeinsame Beratungen in den Ganerbentagen, durch eigene lokale Vögte in ihren Höfen oder Amtshäusern. Ganerben waren die Hohenlohe, die hier zeitweilig eine ihrer Residenzen hatten, die Stetten, Berlichingen, Crailsheim vom Adel, geistliche Ganerben waren Kurmainz, das noch in Sichtweite seine Feste Nagelsberg hatte, Würzburg und Comburg; dazu kam noch die Reichstadt Schwäbisch Hall. Trotz der komplizierten Verhältnisse blühte Handel und Gewerbe während der Ganerbenherrschaft, begünstigt durch die damalige Bedeutung der Weinerzeugung.
  72. Otto Neunhöfer, a. a. O. - Man sollte dabei nicht übersehen, dass der Aufsatz 1934 entstand.
  73. Otto Beizer, Friedhofshalle zu Marktbreit, in: Mainfränkische Hefte, Nr. 52, Würzburg 1968
  74. Groß, a. a. O., S. 282-284
  75. Selzer, a. a. O., S. 90. - Die Ehe Reiz oo Lentz wurde am 10. Oktober 1702 zu Marktbreit geschlossen; zur Familie Lentz: Selzer, s. 73. — Zur Ehrengruft von Stadtpfarrer Reiz und seine feierliche Beisetzung: R. Plochmann, Urkundliche Geschichte der Stadt Marktbreit, Erlangen 1864, S. 262. -
    Marktbreit — zwischen Kitzingen und Ochsenfurt am mittleren Main gelegen, halbwegs von Dörrenzimmern/Künzelsau nach Haßfurt/Kirchschönbach — kam einst aus hohenlohisch-brauneckschem Besitz durch Kauf an die Seinsheim-Hohenkottenheim, gehörte aber zunächst noch zur Hälfte den Seckendorf. Graf Johann Adolf von Schwarzenberg konnte beide Teile an sich bringen. Die Schwarzenberg, die im 16. Jahrhundert hier ein Stadtschloss erbauten, förderten besonders stark den Handel, so dass Marktbreit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hinter Stettin und Danzig an 16. Stelle der Haupthandelsplätze des Deutschen Zollvereins stand.
     
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